P. Robert-Nathanael Hirsch,OFM| Franziskaner•Bruder•Mensch•Christ•Freund•Theologe
Bruder Robert-Nathanael
Franziskaner | Unser Kloster ist die Welt.

Nachrichten

**Willkommen auf meiner persönlichen Nachrichten-Seite** Hier finden Sie aktuelle Neuigkeiten und persönliche Einblicke direkt von mir. Ich teile mit Ihnen regelmäßig spannende Updates, persönliche Erlebnisse und interessante Geschichten aus meinem Leben. Bleiben Sie informiert und erfahren Sie mehr über die Dinge, die mich bewegen.
Predigt – 21. Sonntag im Jahreskreis – Lk 13,22–30
P. Robert-Nathanael Hirsch,OFM am 22.08.2025 um 18:41 (UTC)
 Predigt – 21. Sonntag im Jahreskreis – Lk 13,22–30

Liebe Schwestern und Brüder,

einer im Evangelium fragt Jesus:
„Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“

Das ist eine Frage, die auch wir manchmal stellen.
Vielleicht nicht so direkt, aber innerlich schon:
„Herr, reicht es, wie ich lebe? Bin ich auf dem richtigen Weg? Werde ich am Ende dabei sein?“

Jesus antwortet nicht mit einer Zahl.
Er sagt nur:
„Müht euch mit aller Kraft, durch die enge Tür zu gelangen.“


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1. Die enge Tür – ein Bild, das wir alle kennen

Stellen Sie sich eine enge Tür vor.
Da passt man nicht mit allem Gepäck durch.
Da muss man manches zurücklassen.

Franz von Assisi hat das wörtlich genommen:
Er ließ alles zurück – Reichtum, Bequemlichkeit, Macht.
Und genau so wurde sein Herz frei für Gott und für die Menschen.

Die enge Tür – das ist das Bild für unser Leben:
Wir müssen immer wieder prüfen:
Was hindert mich, durchzugehen?
Ist es mein Stolz?
Mein Groll, den ich nicht loslassen will?
Meine Bequemlichkeit, die mich vom Beten abhält?
Oder mein Besitz, an dem ich zu sehr hänge?


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2. Es reicht nicht, nur dabei zu sein

Jesus warnt uns vor einer trügerischen Sicherheit.
„Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, du hast bei uns gelehrt.“
Aber er sagt: „Ich kenne euch nicht.“

Das heißt: Es reicht nicht, nur äußerlich dabei zu sein.
Es reicht nicht, getauft zu sein, aber das Evangelium nie umzusetzen.
Es reicht nicht, in der Kirche zu sitzen, aber das Herz verschlossen zu lassen.

Christsein ist kein Namensschild.
Christsein ist ein Weg – ein täglicher Weg mit Jesus.


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3. Wie gehen wir hindurch?

Ganz praktisch heißt das:
Wir üben uns in der Liebe – da, wo wir stehen.

Wenn ich dem Nachbarn vergebe, der mir schon lange auf die Nerven geht, dann gehe ich durch die Tür.

Wenn ich einem Mitbewohner ein Lächeln schenke, obwohl mir gar nicht danach ist, dann gehe ich durch die Tür.

Wenn ich meine Hand falte zum Gebet, auch wenn es nur ein kurzes „Herr, hilf mir“ ist, dann gehe ich durch die Tür.

Wenn ich jemanden tröste, der traurig ist, dann gehe ich durch die Tür.


Es sind nicht die großen, heroischen Taten, die zählen – es sind die kleinen Gesten der Liebe.
Darin liegt die Kraft.


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4. Viele werden kommen

Jesus sagt:
„Viele werden von Osten und Westen, von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“

Das heißt:
Gott denkt größer als wir.
Sein Herz ist weiter als unsere Schubladen.

Das Reich Gottes ist nicht für ein paar Auserwählte reserviert.
Aber – es ist auch nicht billig.
Man muss durch die Tür.
Man muss sich auf Christus einlassen.


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5. Erste und Letzte

„Es gibt Letzte, die werden Erste sein, und Erste, die werden Letzte sein.“

Wir Menschen lieben Ranglisten:
wer am erfolgreichsten ist,
wer die meisten Titel hat,
wer am meisten Geld besitzt.

Doch Gott schaut anders.
Im Himmel wird man vielleicht neben einer Frau sitzen, die ihr Leben lang still und treu für andere da war.
Oder neben einem armen Mann, der niemandem aufgefallen ist, aber Gott vertraute.

Das Reich Gottes überrascht.
Und das ist gut so.


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6. Der praktische Gedanke für uns

Liebe Schwestern und Brüder,
was können wir heute mitnehmen?

Vielleicht dies:
Die Tür ist eng – aber sie ist offen.
Und alles, was uns hindert, hindurchzugehen, dürfen wir loslassen.

Franziskus hat das verstanden: Wer loslässt, wird frei.
Wer liebt, passt hindurch.
Wer vergibt, macht sein Herz leicht.

Darum:
Lassen wir nicht zu, dass Bitterkeit, Habgier oder Bequemlichkeit uns den Weg verstellen.
Gehen wir den Weg der Liebe – Tag für Tag, Schritt für Schritt.


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7. Schluss

Zum Schluss noch ein Bild:
Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer engen Tür mit einem großen Koffer in der Hand.
Der Koffer ist voll mit Sorgen, Ärger, Stolz, Besitz.
Sie merken: Damit kommen Sie nicht durch.
Dann hören Sie Jesus sagen: „Lass es zurück. Komm, wie du bist.“

Wenn wir das lernen – loszulassen und auf Christus zu vertrauen –,
dann wird die enge Tür für uns nicht zum Hindernis,
sondern zum Eingang in das Fest des Lebens.

Amen.
 

Mein franziskanisches Leben, so wie ich es für mich verstehe
P. Robert-Nathanael Hirsch,OFM am 22.08.2025 um 18:34 (UTC)
 Mein Franziskaner sein heute

Wenn wir heute vom „Franziskaner sein“ sprechen, dann klingt das für manche nach Kutte und Sandalen, nach Kloster und Armut. Für andere ist es vielleicht nur ein Name aus der Kirchengeschichte. Doch im Kern geht es um etwas viel Einfacheres – und zugleich viel Radikaleres: das Evangelium Jesu Christi zu leben.

Die Regel des heiligen Franziskus, bestätigt 1223 von Papst Honorius III., beginnt mit einem Satz, der mich immer wieder neu bewegt:

> „Die Regel und Lebensweise der Minderen Brüder ist diese: unseres Herrn Jesus Christus heiliges Evangelium zu beobachten, indem sie in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit leben.“



Das ist alles. Franziskus wollte kein kompliziertes System, sondern ein Leben, das spürbar nach Christus riecht.

Schon am Anfang seiner Geschichte sehen wir: er war kein Einzelgänger. Franziskus fand Brüder. Die ersten, die sich ihm anschlossen, waren Freunde. Sie spürten dieselbe Sehnsucht, sie entdeckten dieselbe Freude. Aus Freundschaft wuchs Brüderschaft – keine Zweckgemeinschaft, sondern eine geistliche Familie. Und das trägt bis heute.

Darum stehen wir Franziskaner – OFM, Kapuziner, Minoriten, Klarissen, Terziarinnen und Brüder – trotz aller Unterschiede zusammen. In der INFAG, der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft, wird diese Einheit ganz praktisch: wir arbeiten zusammen, weil uns mehr verbindet als trennt.

Und wozu? – Damit das Evangelium konkret wird. Denn Franziskanisches Leben ist nie nur ein schönes Ideal, sondern immer eine Hand am Pflug. Schon in der Regel heißt es: „Und gebt ihnen alles, was sie zur Arbeit brauchen.“ Damals meinte das: Werkzeug, Stoff, einen Platz in der Werkstatt. Heute kann das heißen: Computer, Telefon, vielleicht auch den WLAN-Code. Franziskanisch ist nicht, nichts zu haben – sondern frei zu bleiben im Umgang mit dem, was wir haben, und es für andere einzusetzen.

Wenn wir schauen, wie Franziskanerinnen und Franziskaner heute leben, dann sehen wir: dieser Geist ist sehr lebendig.

Manche sind Seelsorger in Pfarreien, begleiten Gemeinden und hören Menschen zu.

Andere sind Missionare, oft in ärmeren Ländern, und teilen das Leben der Menschen dort.

Viele Franziskanerinnen und Brüder arbeiten in Schulen, in Bildungsarbeit, bei Kindern und Jugendlichen.

Wieder andere stehen an der Seite von Armen und Obdachlosen, öffnen Suppenküchen, betreiben Sozialstationen.

Auch in Krankenhäusern, Hospizen und Altenheimen sind franziskanische Schwestern und Brüder zu finden – mitten unter den Leidenden, mit einem offenen Ohr und einem mittragenden Herzen.

Und nicht zuletzt setzen sich Franziskaner weltweit für Schöpfung und Umwelt ein – im Geist des Sonnengesangs: Bruder Sonne, Schwester Wasser.

So vielfältig die Arbeitsfelder sind, das Band bleibt gleich: das Evangelium Jesu Christi. Und die Freude, es zu leben.

Denn Franziskus war kein düsterer Asket. Er konnte lachen und scherzen. Einmal fragte ihn ein Bruder: „Vater Franziskus, was sollen wir tun, wenn wir keinen Psalter zum Beten haben?“ Franziskus lächelte: „Dann bete, was du weißt – und wenn dir gar nichts einfällt, dann sing dem Herrn ein Lied mit deiner Nase.“
Die Brüder lachten, manche waren irritiert. Doch die Botschaft ist klar: Gott hört nicht auf Perfektion, sondern auf das Herz.

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht fragen wir uns: Was heißt das nun für uns, hier und heute?

„Das Evangelium leben“ – das heißt: im Kleinen treu sein. Teilen, vergeben, zuhören, Frieden suchen.

„Gebt ihnen, was sie zur Arbeit brauchen“ – das heißt: anderen ermöglichen, dass sie ihren Platz finden. Manchmal ist es ein offenes Wort, manchmal ein Stück Vertrauen, manchmal ein ganz praktisches Hilfsmittel.

„Freundschaft leben“ – das heißt: nicht allein unterwegs sein, sondern Gemeinschaft wagen. Franziskus wollte keine Einzelkämpfer, sondern Brüder und Schwestern.

Franziskaner sein heute – das kann jeder: in einer Ordensgemeinschaft, in einer Familie, in einer Pfarrei, ja sogar allein in einer kleinen Wohnung. Es heißt: das Evangelium ernst nehmen, Freundschaft pflegen, Freiheit im Umgang mit den Dingen lernen – und die Freude am Glauben nicht verlieren.

Und wenn wir all das im Herzen tragen, dann dürfen wir am Ende mit Franziskus beten: „Mein Gott und mein Alles.“
Das ist das Herz des Ganzen.

Ganz praktisch gesagt, heißt franziskanisch leben oder Franziskaner sein für mich mit dem Herzen sehen und bei den Menschen sein und den Glauben an erster Stelle stellen. Es ist eben eine Einstellung des ganzen Lebens – zu den Menschen, zur Natur, zu allen Dingen. Wie gehe ich mit den Dingen um, wie gehe ich mit anderen Menschen um, aber auch: wie

 

Gedanken zum 21. Sonntag im Jahreskreis
P. Robert-Nathanael,OFM am 24.08.2024 um 23:36 (UTC)
 Gedanken zum 21. Sonntag im Jahreskreis (24. August 2024)

Liebe Schwestern und Brüder,

heute treten wir zusammen, um das Wort Gottes zu hören und darüber nachzudenken, was es für unser Leben bedeutet. Die Lesungen, die uns die Kirche heute schenkt, laden uns ein, über eine der wichtigsten Fragen nachzudenken, die ein Mensch je gestellt hat: „Für wen haltet ihr mich?“ Diese Frage stellte Jesus einst seinen Jüngern, und sie richtet sich auch heute an uns alle.

Im Evangelium hören wir, wie Jesus mit seinen Jüngern nach Cäsarea Philippi kommt und ihnen diese zentrale Frage stellt: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Die Jünger antworten, indem sie die verschiedenen Meinungen der Menschen wiedergeben: „Einige sagen, du bist Johannes der Täufer; andere sagen, du bist Elija; und wieder andere meinen, du seist Jeremia oder einer der Propheten“ (Mt 16,14).

Diese Antworten zeigen uns, dass die Menschen damals bereits erkannten, dass Jesus eine außergewöhnliche Gestalt war. Er war nicht einfach nur ein Wanderprediger oder ein religiöser Führer – er war jemand, der die Menschen zutiefst bewegte und sie zum Nachdenken brachte. Dennoch blieb er für viele eine geheimnisvolle Gestalt, deren wahre Identität ihnen verborgen blieb.

Doch Jesus belässt es nicht bei der Frage nach den Meinungen der anderen. Er wendet sich direkt an seine Jünger und fragt sie: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Mit dieser Frage fordert er seine Jünger heraus, Stellung zu beziehen, ihren Glauben zu bekennen. Diese Frage geht tief – sie ist nicht nur eine Frage des Wissens oder der Theorie, sondern eine Frage des Herzens, eine Frage, die unser ganzes Leben betrifft.

Simon Petrus, immer der Erste, der sich zu Wort meldet, antwortet mit einem kraftvollen Bekenntnis: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). In dieser Antwort liegt die ganze Tiefe des christlichen Glaubens. Petrus erkennt in Jesus nicht nur einen Propheten oder Lehrer, sondern den lang ersehnten Messias, den Gesandten Gottes, der gekommen ist, um sein Volk zu retten. Petrus erkennt in Jesus den Sohn des lebendigen Gottes, der in diese Welt gekommen ist, um das Angesicht Gottes zu offenbaren und die Menschen mit ihm zu versöhnen.

Doch diese Erkenntnis kommt nicht aus Petrus’ eigener Einsicht oder Weisheit. Jesus macht ihm das sofort klar, indem er sagt: „Selig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Mt 16,17). Dies ist ein Schlüsselpunkt: Der wahre Glaube an Jesus als den Messias und Sohn Gottes ist nicht etwas, das wir uns selbst aneignen können. Es ist ein Geschenk Gottes, eine Offenbarung, die uns durch den Heiligen Geist zuteilwird.

Liebe Brüder und Schwestern, diese Offenbarung ist das Fundament unseres Glaubens. Sie ist der Fels, auf den Jesus seine Kirche baut. Als Jesus zu Petrus sagt: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18), spricht er nicht nur über Petrus als Einzelperson, sondern über den Glauben, den Petrus bekennt. Dieser Glaube, dass Jesus der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes ist, ist der unerschütterliche Felsen, auf dem die Kirche durch die Jahrhunderte hindurch aufgebaut ist.

In einer Welt, die oft von Unsicherheit, Angst und Zweifel geprägt ist, brauchen wir diesen Felsen des Glaubens mehr denn je. Die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden, ist ein Leuchtturm der Hoffnung inmitten der Stürme des Lebens. Sie ist der Ort, an dem wir uns gesammelt, gestärkt und erneuert fühlen können, um in einer oft feindseligen Welt zu bestehen.

Doch was bedeutet es, Jesus als den Messias und den Sohn des lebendigen Gottes zu bekennen? Ist es nur ein Lippenbekenntnis, oder fordert uns dieser Glaube zu einem bestimmten Lebensstil heraus? Wenn wir Jesus wirklich als unseren Herrn und Erlöser anerkennen, dann bedeutet das, dass wir unser Leben nach seinen Lehren ausrichten müssen. Es bedeutet, dass wir bereit sein müssen, das Kreuz auf uns zu nehmen, ihm nachzufolgen und in Liebe zu leben – auch wenn dies manchmal Opfer und Schwierigkeiten bedeutet.

Der Glaube an Jesus als den Messias bedeutet, dass wir ihm zutrauen, dass er derjenige ist, der das endgültige Heil bringt. Es bedeutet, dass wir glauben, dass er gekommen ist, um uns zu retten, uns zu befreien und uns ein neues Leben in der Fülle Gottes zu schenken. Doch dieser Glaube ist nicht passiv – er ruft uns zu einem aktiven, engagierten Leben in der Nachfolge Christi auf.

Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der viele Menschen ihren Glauben als etwas Privates oder Nebensächliches betrachten. Der Glaube an Jesus als den Messias ist keine Sache, die wir einfach für uns behalten können. Er verlangt nach einem öffentlichen Bekenntnis, nach einer lebendigen und aktiven Teilnahme am Leben der Kirche und der Welt.

Der Glaube, den Petrus bekennt, ist auch der Glaube, der uns heute vereint. Es ist der Glaube, der in jeder Eucharistiefeier erneuert wird, wenn wir gemeinsam das Geheimnis des Glaubens verkünden: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns diesen Glauben mit ganzem Herzen bekennen und leben. Lasst uns nicht nur in Worten, sondern auch in Taten Zeugnis für Christus ablegen. Lasst uns unsere Kirche als den Felsen des Glaubens erkennen, der uns Halt und Orientierung gibt. Und lasst uns in der Gewissheit leben, dass Christus, der Herr, mit uns ist, jetzt und alle Tage unseres Lebens.

Möge der Heilige Geist uns die Kraft schenken, in diesem Glauben zu wachsen und ihn mutig in unserer Welt zu bezeugen. Möge unsere Liebe zu Christus uns dazu inspirieren, seine Botschaft der Hoffnung und des Heils in unserer Familie, in unserer Gemeinschaft und in der ganzen Welt zu verkünden.

Amen.
 

Predigt Pfingsten 2024
P. Robert-Nathanael Hirsch,OFM am 16.05.2024 um 17:25 (UTC)
 Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

heute feiern wir Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, der uns von Jesus versprochen wurde und die Jünger in der Apostelgeschichte in die Lage versetzte, in verschiedenen Sprachen zu sprechen, um die frohe Botschaft zu verkünden. Dieser Geist erfüllt auch uns heute und erinnert uns daran, dass wir berufen sind, in Einheit und Liebe zu leben. Lassen Sie uns zusammen eine Geschichte betrachten, die uns hilft, diese Berufung besser zu verstehen.

**Die Geschichte von Bruder Thomas und der Blumenwiese**

Bruder Thomas war ein demütiger Mönch im franziskanischen Orden. Er lebte in einem kleinen Kloster, umgeben von einer wunderschönen Natur. Jeden Morgen, bevor die Sonne aufging, ging Bruder Thomas hinaus, um in den Wäldern und auf den Feldern zu beten. Eines Morgens, als er über eine Blumenwiese ging, bemerkte er eine kleine Blume, die mitten in der Wiese blühte. Sie war unscheinbar, aber für Bruder Thomas strahlte sie eine besondere Schönheit aus.

Er setzte sich neben die Blume und begann zu beten. Er dankte Gott für die Schönheit der Schöpfung und für den Frieden, den er in der Natur fand. Während er betete, spürte er, wie der Heilige Geist in ihm wirkte und ihm eine tiefe Wahrheit offenbarte: „So wie diese Blume in ihrer Einzigartigkeit blüht, so hat jeder Mensch seine eigene, von Gott gegebene Schönheit und Bestimmung.“

**Die franziskanische Lehre: Einfachheit und Brüderlichkeit**

Franziskus von Assisi, der Gründer unseres Ordens, lehrte uns, in Einfachheit und Demut zu leben, die Schöpfung zu lieben und allen Geschöpfen mit Respekt zu begegnen. Er sah in jedem Menschen und in jedem Lebewesen ein Spiegelbild der Liebe Gottes. Franziskus verstand, dass der Heilige Geist in jedem von uns wirkt und uns zu einem Leben in Brüderlichkeit und Frieden ruft.

Pfingsten erinnert uns daran, dass der Heilige Geist uns vereint. Die Jünger Jesu konnten in verschiedenen Sprachen sprechen, aber die Botschaft war dieselbe: Liebe, Vergebung und die frohe Botschaft des Evangeliums. Diese Einheit in der Vielfalt ist ein zentraler Aspekt unserer franziskanischen Spiritualität. Wir sind alle verschieden, aber durch den Heiligen Geist sind wir miteinander verbunden und berufen, in Harmonie zu leben.

**Anwendung der Lehren im täglichen Leben**

Wie können wir diese Lehren in unserem täglichen Leben anwenden? Schauen wir uns drei konkrete Schritte an:

1. **Dankbarkeit für die Schöpfung:** Nehmen Sie sich Zeit, die Schönheit der Natur zu betrachten. Wie Bruder Thomas in der Geschichte sollten wir lernen, die kleinen Wunder um uns herum zu sehen und Gott für sie zu danken. Dies bringt uns näher zu Gott und fördert einen Geist der Dankbarkeit.

2. **Einfache Lebensweise:** Leben Sie einfach und bescheiden. Unser moderner Lebensstil ist oft von Hektik und Überfluss geprägt. Die franziskanische Spiritualität ermutigt uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und ein einfaches Leben zu führen, das im Einklang mit der Natur und unseren Mitmenschen steht.

3. **Brüderlichkeit und Dienst:** Sehen Sie in jedem Menschen ein Geschöpf Gottes. Begegnen Sie Ihren Mitmenschen mit Respekt und Liebe, unabhängig von ihren Unterschieden. Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, Brücken zu bauen und uns in den Dienst anderer zu stellen.

**Schlussfolgerung**

Pfingsten ist ein Fest der Erneuerung und der Hoffnung. Es erinnert uns daran, dass der Heilige Geist in uns wirkt und uns zu einem Leben in Liebe und Einheit ruft. Lassen Sie uns inspiriert von der franziskanischen Spiritualität, unser Leben in Einfachheit, Dankbarkeit und Brüderlichkeit gestalten. So wie Bruder Thomas die Schönheit in einer einfachen Blume fand, können auch wir die Schönheit und die Präsenz Gottes in jedem Augenblick und in jedem Menschen erkennen.

Möge der Heilige Geist uns alle erfüllen und uns auf unserem Weg begleiten. Amen.
 

5. Sonntag nach Ostern
P. Robert-Nathanael Hirsch, OFM am 22.04.2024 um 19:34 (UTC)
 Predigt für den fünften Sonntag nach Ostern.
© P. Robert-Nathanael Hirsch, OFM
Thema: Ich bin der wahre Weinstock

Liebe Gemeinde,
Liebe Brüder und Schwestern,

heute, am 5. Sonntag nach Ostern, hören wir aus dem Evangelium nach Johannes (Joh 15, 1-8), wie Jesus zu seinen Jüngern spricht: "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt."

Diese Worte Jesu mögen uns zunächst rätselhaft erscheinen, aber sie enthalten eine tiefe spirituelle Wahrheit, die auch heute noch relevant ist. Jesus verwendet das Bild des Weinstocks, um uns zu zeigen, dass wir als Christen in einer lebendigen Beziehung zu ihm stehen sollen. Er ist der Weinstock, und wir sind die Reben. Durch diese Verbindung mit ihm können wir Frucht bringen, aber ohne sie sind wir unfruchtbar.

Eine Geschichte, die diese Botschaft illustriert, erzählt von einem Weinbergbesitzer, der seine Reben sorgfältig pflegte. Er wusste, dass jede Rebe besondere Aufmerksamkeit brauchte, um Frucht zu tragen. Eines Tages bemerkte er eine Rebe, die zwar viele Blätter hatte, aber keine Trauben trug. Er beschloss, sich dieser Rebe besonders anzunehmen. Er entfernte vorsichtig die unnötigen Triebe und sorgte dafür, dass sie genug Wasser und Sonnenlicht bekam. Bald darauf begann diese Rebe, Frucht zu tragen, und ihre Trauben waren süß und saftig.

Diese Geschichte lehrt uns, dass wir wie die Rebe im Evangelium gepflegt werden müssen, um Frucht zu bringen. Jesus reinigt uns durch sein Wort und seine Gnade und gibt uns die nötige Kraft, um in unserem Leben Gutes zu vollbringen. Doch oft sind wir wie die Rebe, die viele Blätter hat, aber keine Frucht trägt. Wir lassen uns von weltlichen Sorgen und Ablenkungen ablenken und vergessen, dass unsere wahre Bestimmung darin besteht, Gottes Liebe zu verkünden und anderen zu dienen.

In unserer heutigen Zeit, geprägt von Hektik und Materialismus, ist es besonders wichtig, dass wir uns immer wieder an unsere Verbindung zu Christus erinnern. Indem wir ihm vertrauen und uns von ihm leiten lassen, können wir echte Erfüllung finden und dazu beitragen, sein Reich auf Erden zu verwirklichen.

Lasst uns also in dieser Woche daran denken, dass wir wie Reben am Weinstock Christi sind. Möge Gott uns helfen, durch seine Gnade Frucht zu bringen und sein Licht in die Welt zu tragen. Amen.
 

Predigt für den 3. Sonntag nach Ostern am 14.04.2024
Br. Robert-Nathanael Hirsch,OFM am 10.04.2024 um 18:09 (UTC)
 Predigt für den 3. Sonntag nach Ostern am 14.04.2024
Thema: Emmausgang
© Br. Robert-Nathanael Hirs
Evangelium: Lukas 24, 35–48
Liturgische Farbe ◻️

Liebe Brüder und Schwestern,
liebe Gemeinde

heute möchte ich euch ein Kapitel meines Glaubens teilen, das von einer Zeit der tiefen
Prüfung und des unerschütterlichen Glaubens geprägt war. Letztes Jahr, während ich 191
Tage im Krankenhaus verbrachte, war ich dem Tod näher als dem Leben. Ärzte und
Angehörige mussten damit rechnen, dass ich sterben würde, und dennoch habe ich meinen
Glauben an Jesus nie verloren.
Es war eine Zeit der Dunkelheit und des Leidens, eine Zeit, in der ich mich oft wie die Jünger
auf dem Weg nach Emmaus fühlte, traurig und verwirrt über die Ereignisse um mich herum.
Aber selbst in meiner tiefsten Verzweiflung spürte ich die Gegenwart Jesu an meiner Seite,
während ich diesen schweren Gang ging.
Während ich mich auf diesem Weg des Leidens befand, erlebte ich die Kraft und das
Erbarmen Jesu auf eine tiefgreifende Weise. Er war bei mir in meinen dunkelsten Stunden,
und seine Liebe umhüllte mich wie ein schützender Mantel. Selbst als ich vier Wochen auf
der Intensivstation verbrachte, schickte er mir Menschen auf meinem Emmausgang,
Menschen, die mich verstanden, mir Mut machten und halfen.
Diese Menschen waren wie Engel, die von Gott geschickt wurden, um mich zu trösten und
zu ermutigen. Durch ihre liebevolle Fürsorge und ihre Gebete fühlte ich mich gestärkt und
getröstet, selbst inmitten meines Leidens. Sie waren Zeugen der Liebe Christi, die mich
durch diese schwere Zeit trug.
Heute, wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, erkenne ich, dass Jesus selbst mit mir auf
meinem Weg nach Emmaus gegangen ist. Er war bei mir in meinen dunkelsten Stunden und
hat mich durch seine Liebe und Gnade gestärkt. Durch diese Erfahrung habe ich eine tiefere
Verbindung zu ihm und zu meinem Glauben gefunden, die mich bis heute trägt.
Für uns alle bedeutet der Weg nach Emmaus eine Einladung, den tiefen Sinn des Leidens
und der Dunkelheit in unserem Leben zu erfassen. Es ist eine Erinnerung daran, dass selbst
in den dunkelsten Stunden Jesu Liebe und Gnade strahlen können. Wenn wir uns den
Herausforderungen und Prüfungen des Lebens stellen, können wir die Gegenwart Gottes
auf eine neue und tiefe Weise erfahren.
Der Weg nach Emmaus ermutigt uns, unsere eigenen "Emmausmomente" zu erkennen, in
denen wir uns verloren und allein fühlen. Doch gerade in diesen Momenten ist Jesus am
nächsten bei uns, bereit, uns zu trösten, zu stärken und zu erheben. Er lädt uns ein, ihm
unsere Sorgen und Ängste zu bringen, und verspricht, dass er uns niemals verlassen wird.
 

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